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  • Leung Jan


    Im hohen Alter gab Leung Yee Tai die Kunst des VingTsun an einen berühmten Arzt aus Foshan weiter. Leung Jan, dem dort eine Apotheke gehörte, war in der Gegend um Foshan dafür bekannt, dass er auch unentgeltlich Bedürftigen, Kranken und gebrechlichen Menschen half. Als er die VingTsun-Technik von Leung Yee Tai gelernt und gemeistert hatte, wurde er in der ganzen Provinz Kwantung schnell als der "Kaiser des VingTsun" berühmt. Der Apotheker Leung Jan, eigentlich von eher zarter Statur, ging keinem Kampf aus dem Weg und nahm viele Herausforderungen an. Leung Jan wurde niemals im Kampf besiegt, was ihm den Ruf: "Kaiser des VingTsun" einbrachte.

    Wah, genannt der Holzmann und Wah der Geldwechsler 
Leung Jan, unterrichtete nur wenige Schüler, darunter seine beiden Söhne Leung Bik und Leung Tsun und Wah, den man den Holzmann nannte. Wah, der jeden Tag VingTsun trainierte, hatte immens starke Arme, mit denen er regelmäßig beim Üben die Arme der Holzpuppe zertrümmerte, was ihm den Spitznamen "Holzmann" einbrachte.

    Neben der Apotheke Leung Jans hatte Chan Wah Shun einen Geldwechselstand. Chan Wah Shun, der die KungFu-Fertigkeiten des berühmten Leung Jan sehr bewunderte, wollte unbedingt dessen Kunst erlernen und bat Leung Jan, ihn als Schüler aufzunehmen. Nach einer freundlichen Ablehnung war Chan Wah Shun weiter hartnäckig und versuchte alles, um Leung Jan umzustimmen. Nach einiger Zeit gab Leung Jan den Bitten des jungen Chan Wah Shun nach und nahm ihn als Schüler auf.




    Yip Man


    36 Jahre nach seinem Tod wurde dem VingTsun-Großmeister Yip Man eine Ehrung zuteil, die ihn und das VingTsun-System in den Olymp der Kampfkünste hebt und sein Leben als VingTsun-Großmeister würdigt: 2008 wurde sein Leben in einer Kinofilmtrilogie aus HongKong verewigt. Yip Man, der am 02. Dezember 1972 in HongKong an den Folgen einer schweren Kehlkopfkrebserkrankung starb, hinterließ der Welt eine Kampfkunst, die mittlerweile einen Siegeszug in der ganzen Welt angetreten hat. Großmeister Yip Man ist es zu verdanken, das das VingTsun-System bis in die heutige Zeit überliefert werden konnte und als wichtiger Bestandteil chinesischen Kulturgutes tausende Kampfkunstanhänger in aller Welt fasziniert. Einer seiner Schüler, der von Yip Man in den 60er Jahren unterrichtet wurde, erlangte mit seinen Kinofilmen große Berühmtheit und wurde zum Weltstar: Bruce Lee. Yip Mans Erbe wird heute in den Schulen der EVTF von allen Schülern bei jeder VingTsun-Bewegung, die sie im Training ausführen, gewürdigt und in Ehren gehalten.

    Die einzige VingTsun Federation, die Yip Man zu Lebzeiten gegründet hatte, ist die VTAA (VingTs- un Athletic Association) in Hong Kong. Dort wird seit dem Gründungsjahr 1967 noch heute in historischen Räumen VingTsun-Unterricht erteilt.

    Den Leiter der EVTF (European-VingTsun-Federation), der VingTsun Großmeister Klaus Dingeldein, verbindet mit noch lebenden Schülern Yip Mans eine tiefe Freundschaft. Eine Stellungnahme der VTAA, des Originalverbandes Yip Mans, zur EVTF und zu Großmeister Klaus Dingeldein von einem der ersten noch lebenden Originalschülern Yip Mans, Großmeister Siu Yuk Men aus Hong- Kong, findet man im 1.2. Eine Legende – VingTsun Großmeister Yip Man.

    Am 10. Oktober 1893 wurde Yip Kai Man als drittes von vier Kindern geboren. Bei seiner Geburt hatte er bereits eine Schwester und einen Bruder. Nach ihm brachte seine Mutter, Ng Shui, noch eine Schwester zur Welt. Sein Vater, Yip Oi Dor, erzog den kleinen Man (in China ist die Namensfolge umgekehrt: erst steht der Nachnahme, dann folgt der Vorname) nach sehr strengen Regeln. Die Familie Yip war sehr wohlhabend und so wuchs Yip Man in einem wohlbehüteten Elternhaus auf. Yip Man entdeckte schon als Junge seine Leidenschaft für chinesisches KungFu.

    Der VingTsun-Großmeister Chan Wah Shun eröffnete 1905 in in einem Gebäude, das der Familie Yip gehörte, eine VingTsun-Schule. Yip Man wollte unbedingt Schüler von Chan Wah Shun werden. So erhielt er von seinem Vater eine große Summe Geld, um als Privatschüler von Chan Wah Shun VingTsun lernen zu können. Der talentierte und hochmotivierte junge Yip Man lernte drei Jahre von Großmeister Chan Wah Shun, der 1908 verstarb. Daraufhin ging Yip Man in den Wirren der japanischen Besatzung Foshans nach HongKong, um ein Studium zu beginnen.
    Yip Man war ein stolzer Mann, der keinem Kampf auf den Straßen von HongKong aus dem Weg ging. Immer wieder hörte er in HongKong von einem Mann, der schlecht über ihn redete und sich abfällig über seine VingTsun-Technik äußerte. Yip Man brannte darauf, diesen Mann zu finden und ihn zur Rede zu stellen. Als es zum Kampf auf einem der Hochhausdächer (Auf Hochhausdächern treffen sich noch heute regelmäßig Kämpfer aus allen Kung Fu-Stilen, um sich im Freikampf zu messen) HongKong’s kam, wurde Yip Man nach Strich und Faden von seinem Gegner verprügelt. Yip Man hatte keine Chance, er lag nach wenigen Sekunden benommen am Boden und verstand die Welt nicht mehr.

    Nach dem Kampf erfuhr Yip Man von wem er diese Prügel bezogen hatte:
    Sein Gegner war niemand geringeres als Leung Bik, der jüngste Sohn des "Kaisers des VingTsun", des verstorbenen VingTsun-Großmeister Leung Jan! Leung Bik, der wenig Geld hatte und dem es finanziell nicht gut ging, wurde von Yip Man in dessen Familie aufgenommen. Yip Man setzte nun seine VingTsun-Studien bei einem anderen VingTsun-Großmeister fort und vollendete seine Studien bei Leung Bik. 1912 verstarb Großmeister Leung Bik in HongKong. Einige Zeit darauf kehrte Yip Man nach Foshan zurück.

    1918 reiste ein in China gefürchteter KungFu-Kämpfer nach Foshan. Dort hatten sich viele Meister aus allen KungFu-Stilrichtungen angesiedelt und unterrichteten dort in ihren Schulen. Der Kämpfer, ein Vertreter des Praying Mantis-KungFu-Stils (Gottesanbeter-KungFu), forderte alle Kampfkunstlehrer zum Kampf heraus. Er wollte wissen, ob die Kung-Fu Lehrer in Foshan wirklich so gut waren wie ihr Ruf, der in ganz China verbreitet war.

    Sie wählten aus Ihrer Mitte Yip Man aus. Großmeister Yip Man besiegte den Praying-Mantis-Kämpfer in Bruchteilen von Sekunden. Dieser Sieg brachte ihm großem Ruhm. Er wurde darauf über die Grenzen Foshans bekannt. Yip Man arbeitete zu jener Zeit in Foshan als Polizist in leitender Stellung. Während der Besatzung durch die Japaner verlor Yip Man sein gesamtes Vermögen und emigrierte als armer Mann zurück nach HongKong. Er hoffte, dort für sich und seine Familie bessere Lebensumstände schaffen zu können. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und einem Leben am Existenzminimum, erhielt er eine Anstellung als KungFu-Lehrer bei der Gewerkschaft der Restaurant-Arbeiter in HongKong. Er eröffnete in diesem Zeitraum eine Schule im HongKonger Yau-Mei-Distrikt und hatte nach kurzer Zeit eine ständig wachsende Zahl von Schülern, zu denen auch der spätere Weltstar Bruce Lee gehörte.

    Von seiner schweren Krebskrankheit gezeichnet, zog sich Yip Man 1970 aus dem Unterrichtsgeschehen zurück. Er wollte seine letzen Jahre in Stille mit seinen Enkelkindern im Kreise seiner Familie verbringen. Er übergab seine Schule an seinen Meisterschüler Leung Ting, der der Lehrer von Großmeister Klaus Dingeldein ist. Großmeister Klaus Dingeldein konnte das komplette System in nur wenigen Jahren von seinem SiJo Leung Ting und seinem Sifu Keith Kernspecht im Privatunterricht erlenen. Dazu an anderer Stelle dieses Buches mehr.
    1972 verlor Großmeister Yip Man seinen letzten Kampf gegen einen übermächtigen Gegner, dem selbst er nicht standhalten konnte: Den Krebs.

    In den Monaten zuvor hatte er große Schmerzen und baute körperlich stark ab. Vollkommen abgemagert ertrug er aber seine schwere Kehlkopfkrebserkrankung und klagte niemals, weder bei den Freunden noch im Kreise seiner Familie. Am 1. Dezember 1972 erlag Großmeister Yip Man seinem schweren Leiden und hinterließ der Welt das Erbe seiner einzigartigen Kampfkunst. Am Tage seiner Beerdigung in der HongKong-Memorial Hall erwiesen ihm Kampfkunst-Meister aus allen KungFu-Stilen die letzte Ehre.